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Chansons von wunderbarer Leichtigkeit
Jean Faure präsentierte im Pantheon
sein neues Programm "Gap"

Freunde des französischen Chansons haben es in Deutschland nicht einfach.
Die großen Stars und bedeutende Interpreten gibt es auf deutschen Bühnen nur selten zu bewundern. Da ist es nur gut, dass es in Bonn Jean Faure gibt.
Nach 25 Jahren als Gründungsmitglied und quirliger ,Vereinsfranzose" der alternativen Karnevalssitzung "Pink Punk Pantheon" hat sich Faure an die Verbreitung französischen Liedguts in Deutschland gemacht. Im ausverkauften Pantheon feierte der in Gap - "zwischen Alpen und Provence" - geborene Franzose nun mit seinem neuen Chanson-Programm "Gap" Premiere. Faure hat sich dafür eine Auszeit gegönnt und sich in das Bergbauerndorf seiner Kindheit zurückgezogen. Nachdem er in "Les Grands Succès" noch viele allseits bekannte Chansons von Jacques Brel, Edith Piaf, Gilbert Becaud oder Charles Aznavour auf dem Programmzettel stehen hatte, präsentieren Faure und sein "Orchestre" mit Stücken unter anderen von Claude Nougaro ("Bidonville"), Bernard Dimey ("Syracuse") oder Pierre Barouh ("A bicyclette") nun eine Liedauswahl für Liebhaber und Spezialisten.
Gesanglich und musikalisch gehen Faure und seine Musiker Hedayet Djeddikar (Klavier), Kristaps Grasis (Gitarre), Mike Haarmann (Schlagzeug), Matthias Höhn (Saxophone, Bassklarinette) und Markus Quabeck (Kontrabass) auf ihre bekannte Art behutsam, aber auch immer wieder beschwingt und humorvoll mit den Chansons um.
Faures außerordentliche Leistung ist es vor allem, als Sänger nie die Originale nachzuahmen. Mit seiner unprätentiösen, aber doch liebevollen Vortragsart verleiht er den Chansons eine wunderbare Leichtigkeit, die das begeisterte Publikum ununterbrochen verzaubert. Unterhaltsam und für Kenner wie Uneingeweihte gleichsam interessant sind zudem Faures Anekdoten zu den vorgetragenen Chansons. So erzählt Faure vom politischen Hintergrund von Jean Ferrats "Ma France" ("ein Loblied auf das Frankreich von unten") oder erläutert Serge Gainsbourgs "Je suis venu te dire que je m'en vais" als Antwort auf Jacques Brels "Ne me quitte pas".
Natürlich ist und bleibt Faure auch immer ein bisschen "Vereinsfranzose", vor allem wenn er spitzbübisch Camillo Felgens Schmachthit von 1963 "Sag warum" intoniert. Mit solch humorvollen Einlagen muss man Faure zu den bedeutendsten Chanson-Interpreten hierzulande zählen.

Christoph Pierschke   (Bonner Rundschau vom 11.12.2010)